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Zwei Menschen mit Behinderung sitzen mit einer Gitarre unter einem Baum

Modellprojekt „Initiierung und Gründung eines Netzwerkes zur Kompetenzentwicklung und –wahrung in hoch strukturierten und intensiv unterstützten Wohnangeboten im Stiftungsbereich Bethel.regional“

Für Menschen mit hohem und intensivem Unterstützungsbedarf ist die Unterbringung in Komplexeinrichtungen mit einer umfassenden Versorgung oft noch die Regel.

Auch die Stiftung Bethel verfügt über hochstrukturierte und intensiv unterstützte Angebote in größeren zentralen Wohneinrichtungen am Standort Bielefeld, die aus der Tradition der komplexen Anstaltsorganisation hervorgegangen sind.

In 2006 hat die Stiftung Bethel – in Anlehnung an den Grundsatz der Sozialraumorientierung und dem Gedanken der Inklusion folgend – in Dortmund-Everding ein dezentrales Wohnhaus mit 24 Plätzen eröffnet, das Menschen mit komplexen Behinderungen ein differenziertes Wohn-, Betreuungs- und Beratungsangebot im Stadtteil und eingebunden in die Nachbarschaft macht – einschließlich der Möglichkeit einer (zeitlich befristeten) fakultativ geschlossenen Unterbringung.

Die Basis des nachhaltigen Erfolgs dieser Einrichtung, die positiven individuellen Verläufe der Bewohnerinnen und Bewohner und ihre verbesserten Prognosen sind Bestätigung für den fachlichen Ansatz der kompetenten Unterstützung im Gemeinwesen. Zum Kern der Erfolgsfaktoren gehört, dass auf die komplexen Anforderungen der Unterstützung von Menschen mit herausforderndem Verhalten durch tragfähige, sozialraumorientierte Netzwerke reagiert wird, die ein Ineinandergreifen verschiedener Kompetenzen, Stellen und Einrichtungen ermöglichen.

Auf Basis dieser Erkenntnisse lässt sich ableiten, dass der Aufbau und die Führung eines derartigen Angebots ein hoch komplexer und professionell zu organisierender Prozess ist. Um den nachhaltigen Erfolg der Maßnahme sicherzustellen, ist eine gezielte Vorbereitung und weitreichende Vernetzung unverzichtbar.

Oft fehlen allerdings eine fördernde Infrastruktur, das notwendige Know-how der Partner vor Ort sowie ein Gemeinwesen, das dem Personenkreis unterstützend begegnet. Darüber hinaus sind vorerfahrene Fachkräfte und Experten rar. Dieser (Mangel-) Situation möchte man mit einem überregionalen Kompetenznetzwerk begegnen.

Im Rahmen des auf drei Jahre angelegten Modellprojektes plant die Stiftung Bethel basierend auf den gewonnenen Erfahrungen der inklusionsorientierten Unterstützung von Menschen mit intensivem Hilfebedarf und herausforderndem Verhalten der vorgenannten Einrichtung in Dortmund für die Region Westfalen ein Kompetenznetzwerk zu entwickeln. Das „Kompetenznetzwerk als Aktions- und Kommunikationsmedium“ soll geschaffen werden mit der Aufgabe, das Know-how in die verschiedenen Einrichtungen und Dienste zu transferieren und die Prozesse zu standardisieren. Durch das zunächst Bethel-intern agierende Netzwerk sollen die einbezogenen Einrichtungen bei der Arbeit mit der Zielgruppe unterstützt und weiter qualifiziert werden. Als Ergebnis sollen zudem Qualitätsstandards entwickelt werden. Perspektivisch ist eine Ausweitung des Bethel-internen Vorgehens auf andere regionale Partner und andere westfälische Regionen vorgesehen.

Die vorrangigen Aufgaben des Netzwerks wären die Zusammenführung und Qualifizierung der Unterstützungsleistungen, die fachliche Beratung der Dienste und Einrichtungen auf der Grundlage gemeinsamer und übergreifend gültiger Standards sowie der Auf- und Ausbau der Infrastruktur.

Das im Rahmen des Modellprojektes initiierte und gegründete Netzwerk könnte als Alternative zur Komplexeinrichtung nachhaltig die Entwicklung der professionellen Arbeitsweise in gemeinwesenorientierten Angeboten für Menschen mit schweren Behinderungen und herausforderndem Verhalten sichern.

Teil des Projekts soll auch eine wissenschaftliche Begleitforschung sein, die sich insbesondere auf die Wirkungsweise des Projektes sowie auf die Erfahrungen der Zielgruppe beziehen soll. Für die Durchführung wird aufgrund der fachlichen Qualifikation eine Zusammenarbeit mit der Universität Siegen – Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste – angestrebt.

Die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW fördert das Projekt mit 320.100,- €.

Für weitergehende Informationen wenden Sie sich bitte an die Stiftung Bethel.